Gala: Dieser Sommer brachte ihn ins Gefängnis

VIKTOR EMANUEL VON SAVOYEN

Tod auf Korsika – Dieser Sommer brachte ihn ins Gefängnis

Gala, 09.07.2023

Hinter Viktor Emanuel von Savoyen liegen Jahrzehnte voller Schlagzeilen, nun wird sein Schicksal in einer neuen Netflix-Doku erneut vor den Augen der Welt ausgebreitet.

Es war ein lauer Sommertag im August 1978, als Viktor Emanuel von Savoyen, 86, mit seiner Familie in seinem Ferienhaus auf der Île de Cavallo vor Korsika urlaubte. Obwohl der letzte Kronprinz von Italien keinen Fuß in seine Heimat setzen durfte, lebte er ein Leben in purem Luxus. Still und heimlich hat er 1971 seine große Liebe Marina Ricolfi Doria, 88, nach ihrer Las-Vegas-Hochzeit kirchlich in Teheran geheiratet, zusammen hat das Paar einen gemeinsamen Sohn, Emanuele Filiberto von Savoyen, 51.

Das Leben der Familie sollte sich in jenem Sommer für immer verändern. Bei einer Schießerei am 18. August 1978, an der Viktor Emanuel von Savoyen maßgeblich beteiligt war, wurde der 19-jährige Student Dirk Geerd Hamer schwer verletzt. Vier Monate nach dem lebensgefährlichen Schuss erlag Hamer seinen Verletzungen. Ein tragischer Tod, der Viktor Emanuel ins Gefängnis bringen sollte.

Ein Sommer auf Korsika, der alles veränderte

Doch von vorne. Als Viktor Emanuel von Savoyen im Sommer 1978 mit seiner Familie in Cavallo urlaubte, hat sich der Kronprinz offenbar von einer Gruppe junger Italiener:innen, die einen Tagesausflug zu der Insel unternommen haben, gestört gefühlt. Das geht aus der neuen Netflix-Dokumentationsserie "Der König, der niemals einer war" hervor, in welcher unter anderem der heute 86-Jährige sowie zahlreiche Beteiligte jenes Sommers zu Wort kommen.

Nach einer ersten Konfrontation beim Abendessen machte sich Viktor Emanuel von Savoyen in der Nacht mit einem Boot auf den Weg zu der schlafenden Truppe, da diese in den Stunden zuvor das Schlauchboot des Adligen mitgenommen hatten. Angekommen bei der Reisegruppe, kam es zu einer Konfrontation mit Nicky Pende. Dabei feuerte Viktor Emanuel zwei Schüsse aus seinem Gewehr ab, eine Kugel traf den Unterleib von Dirk Geerd Hamer. Nach etlichen Operationen ist der Student im Dezember 1978 gestorben. 

Viktor Emanuel von Savoyen pocht auf seine Unschuld

Seitdem pocht Viktor Emanuel von Savoyen darauf, dass es nicht seine Kugel war, die Hamer angeschossen habe, sondern ein dritter Schuss aus einer anderen Waffe abgefeuert wurde. Dennoch wurde der heute 86-Jährige kurz nach dem tragischen Vorfall festgenommen und für rund zwei Monate inhaftiert. Trotz seiner Freilassung sollten die Geschehnisse von Korsika das weitere Leben des Kronprinzen von nun an begleiten, 1991 wurde er, initiiert von der Schwester des Verstorbenen, Birgit Hamer, 66, vor dem Pariser Schwurgericht angeklagt. Doch der Richter entschied nicht zur Zufriedenheit der Hamer-Familie, Viktor Emanuel von Savoyen wurde in zwei von drei Punkten freigesprochen und bekam eine sechsmonatige Bewährungsstrafe wegen des missbräuchlichen Tragens einer Waffe. Ob der verheerende Schuss wirklich aus der Waffe des Kronprinzen stammte, konnte die Staatsanwaltschaft nie beweisen.

[*Anmerkung, Zitat aus Presseerklärung von Dr. Hamer und Bernd Hamer: "Daß der Prinz aus seinem Kriegskarabiner 2 Schüsse abgegeben hat, deren Flugbahn genau berechnet wurde und mit den Ein- bzw. Durchschußstellen der Boote und der Position von DIRK in einer exakten Linie lag, war unbestritten.

Das Gericht ging von der absurden, rein hypothetischen Möglichkeit aus, es könnte sich ja genau im Moment der beiden Schüsse ein imaginärer weiterer Schütze, den niemand gesehen hat, mit einer imaginären überkalibrigen Pistole, die die gleiche Durchschlagkraft wie ein Kriegskarabiner hätte haben müssen, die auch niemand gesehen hat, in die Bahn der Schüsse des Prinzen hineingeworfen haben.

Der imaginäre Schütze hätte mit dem Rücken (!) zum Prinzen, und zwar auf dem mittleren Boot, gelegen haben müssen, und hätte dann durch die linke Backbordwand des mittleren Bootes und das rechte Steuerbordfenster des linken Bootes auf DIRK gezielt haben müssen. Für jeden vernünftigen Menschen ist diese rein hypothetische Möglichkeit bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:10 Millionen angesiedelt."]

"Ich habe geschossen und traf ihn ins Bein"

Die Hoffnung, dass jemals Licht ins Dunkle gebracht werden kann, schwand immer mehr. Doch am 21. Juni 2006 war es der Royal selbst, der plötzlich den Fall seines Lebens während seiner Haft im Gefängnis von Potenza [er wurde wegen Korruption, Fälschung und Ausbeutung von Prosituierten festgenommen, Anm. d. Red.] erneut im Beisein seiner Mithäftlinge ansprach und ein überraschendes Geständnis ablegte. "Ich habe geschossen und traf ihn ins Bein", sagte Viktor Emanuel und gab zu, das Gericht in Paris "angeschmiert" zu haben. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Die Zelle war verwanzt, ein Mitschnitt sowie Videoaufnahmen des Geständnisses wurden kurze Zeit später an die Presse gespielt und veröffentlicht.

Viktor Emanuel von Savoyen

Als schuldig bekennt sich Viktor Emanuel von Savoyen trotzdem nicht. In der Netflix-Dokumentationsserie "Der König, der niemals einer war" zeigt er sich ungewohnt schmallippig. Als er auf die Szenen im Gefängnis angesprochen wird, erklärt er lediglich, sich nicht an das Gesagte erinnern zu können. Birgit Hamer indes wurde durch jenes Geständnis die Last der vergangenen Jahre endlich abgenommen.

https://www.gala.de/royals/allgemein/viktor-emanuel-von-savoyen--dieser-sommer-brachte-ihn-ins-gefaengnis-23755720.html


!!Presseerklärung der Familie Hamer
!!Dr. Hamer "Dirk hat jetzt endlich seinen Mörder"

Zitat aus „Einer gegen alle“ von Dr. Hamer:

S. 63
... Die Besprechung fand in Gegenwart meiner ältesten Tochter Birgit statt.
Badinter (Justizminister Frankreichs 1981-1986) bot sich an, mich zu vertreten, besser gesagt: ein Arrangement zu machen. Er bot an, er könne mir einen Scheck über zwei Millionen DM (1 Mill Dollar) geben für die Summe, die die Familie Savoyen dem Dirk unterschlagen habe.
Ich fragte, was ich dafür tun müsse.
Antwort: „Auf den Prozess verzichten“.
Meine Antwort: „Herr Badinter, die Familie Hamer ist arm und unsere Gegner sind emsig dabei, uns bettelarm zu machen. Aber bestechlich sind wir nicht. Behalten sie dieses gestohlene Geld. Der Prozess muß stattfinden.“
Badinter: „Dann kann ich leider nichts mehr für Sie tun, kann Sie auch nicht vertreten. Das war mein Angebot und damit ist meine Mission beendet.“

Meine Tochter machte mir später darob heftige Vorwürfe, ich „würde auf Charakter machen“ auf Kosten der übrigen Familie. Aber die übrige Familie, besonders meine Frau, billigten meine Entscheidung uneingeschränkt. Meine Frau:

„Geerd, das war richtig, ich hätte es genauso gemacht.“